Am Montag, dem 17. August 2020, fand das erste ganztägige Werkstattgespräch im Rahmen von „Aus dem Glauben heraus?!“ statt, für welches die Muslimische Akademie Heidelberg i. G. (Teilseiend) Herrn Jun.-Prof. Dr. Alexander Wohnig von der Universität Siegen als Referenten gewinnen konnte. Der Titel der Veranstaltung lautete: „Politische Bil­dung als Chance für muslimische Träger? – Grundlagen, Methoden, Herausforderungen“ und diente in erster Linie als theoretische Einführung in die Leitgedan­ken, Ziele und Instru­mente der politischen Bildung, deren praktische Umsetzung zudem anhand von Beispielen aus der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit veranschaulicht wurden.

 

Die beiden inhaltlichen Impulse von Prof. Wohnig am Vor- und Nachmittag boten ausreichend Raum für Rückfragen, Diskussionen und den Austausch eigener Erfahrungen. Am Vormittag unterhielten sich die Teilnehmenden u.a. über die Potenziale und Grenzen des Beutelsbacher Konsens, wobei insbesondere das Prinzip, kontroverse Themen auch in der politischen Bildungsarbeit kontrovers darzustellen (Kontroversitätsgebot), für Gesprächsbedarf sorgte: Sind alle Meinungen im politischen Diskurs gleichwertig und verdienen demnach dieselbe Aufmerksamkeit? Müssen notwendigerweise alle Positionen abgebildet werden, um gute politische Bildung machen zu können? Was ist mit extremistischen Haltungen? Wie verhält es sich mit der Vertretung eigener Standpunkte seitens des Bildungsträgers? In diesem Zusammenhang wurde ferner die Frage nach dem Neutralitätsanspruch politischer Bildungsarbeit diskutiert: Neutralität ist demzufolge nicht gleichbedeutend mit einer Standpunktlosigkeit zulasten eines diskriminierungsfreien Zusammenlebens, im Gegenteil: Sie impliziert eine klare Positionierung für Grundrechte und Demokratie. Weiterhin wurde auf das Spannungsfeld eingegangen, wie Kontroversität auch und gerade in einer weltanschaulich verorteten politischen Bildungseinrichtung gelingen kann. Am Nachmittag stellte Prof. Wohnig drei Best-Practice-Beispiele aus der Arbeit mit Jugendlichen vor, die in der Gruppe besprochen und um eigene Erfahrungen der Teilnehmenden ergänzt wurden. In der abschließenden Reflexionsrunde stellten die Teilnehmenden sodann Überlegungen mit Blick auf die Inhalte kommender Werkstattgespräche an und äußerten aktuelle Bedarfe.

 

An der Veranstaltung nahmen Vertreter*innen des Aktionsbündnisses muslimischer Frauen in Deutschland (AmF), des Begegnungs- und Fortbildungszentrums muslimischer Frau­en (BFmF), der Deutschen Islam Akademie (DIA), des Deutschsprachigen Muslimkreis Karlsruhe (DMK) und der Bildungsinitiative FödeM (Förderung des deutschsprachigen Muslimseins) sowie von Selam Mainfranken teil. Begleitet wurde das Werkstattgespräch außerdem von David Stein, der beim Bundesausschuss politische Bildung (bap) ein Parallelprojekt („update! Professionalisierung der politischen Bildung in der Einwanderungsgesellschaft“) leitet.