Die medialen und gesellschaftlichen Diskurse rund um muslimisches Leben in Deutschland sind geprägt von Narrativen, die eher problemorientierte Perspektiven verstärken. Das International Centre for Policy Advocacy (ICPA), das sich für gesellschaftlichen Wandel einsetzt, bringt jahrelange Expertise bzgl. der Frage mit, wie sich solche gesamtgesellschaftlichen Narrative verändern lassen.

Am 22. September 2020 fand in Kooperation mit ICPA im Rahmen des Projekts „Aus dem Glauben heraus?!“ ein Workshop zum sog. Narrative Change statt, um insbesondere muslimische Einrichtungen im Projektnetzwerk für das Thema zu sensibilisieren und über geeignete Maßnahmen zu diskutieren. Anhand eines Best-Practice-Beispiels wurden die Durchführung einer erfolgreichen Kampagne detail-liert aufgezeigt und dabei grundlegende Informationen darüber vermittelt, wie eine Änderung von Erzählmustern gelingen kann.

Im Narrative Change Lab von ICPA wurde u. a. deutlich, dass es in der Migrationsdebatte zwischen den beiden Segmenten der radikalen Gegner und liberalen Weltbürger eine große Masse an „beweglicher Mitte“ gibt, die als Zielgruppe für einen Narrativwechsel in den Blick genommen werden kann. Die Grundlage für die erfolgreiche Durchführung einer Narrative-Change-Maßnahme bilden dabei gemein-same Werte. Diese schaffen ein erstes Identifikationsangebot und legen damit den Grundstein für ein offenes Gespräch, denn „Werte vereinen, Positionen entzweien“, so ein Leitsatz von ICPA. Die Motive zur Verdeutlichung der Gemeinsamkeiten sollten dabei behutsam gewählt werden, um ein ausgewo-genes Verhältnis zwischen Resonanz und Dissonanz zu finden. Andernfalls kann die Botschaft an Glaub-würdigkeit einbüßen und Ablehnung erfahren. Basierend auf den praktischen Erfahrungen konnte ICPA zeigen, dass die Selbstdarstellung von Muslim*innen bei der beweglichen Mitte auf großes Interesse stößt. Laut den Testergebnissen kann ein Einblick in muslimisches Leben eine positive Haltung fördern und tatsächlich einen Narrative Change herbeiführen.

Auf diese Weise konnten zusammen mit den Workshopteilnehmenden Perspektiven dahingehend ent-wickelt werden, wie ein Wandel hin zur Sichtbarmachung einer pluralen Gesellschaft möglich ist. An der Veranstaltung nahmen Vertreter*innen des Aktionsbündnisses muslimischer Frauen in Deutsch-land (AmF), des Begegnungs- und Fortbildungszentrums muslimischer Frauen (BFmF), des Deutschspra-chigen Muslimkreis Karlsruhe (DMK) und der Bildungsinitiative FödeM (Förderung des deutschsprachi-gen Muslimseins) teil. Weiteren Trägern des Projektnetzwerks wurden im Anschluss die Ergebnisse des Workshops zur internen Nutzung bereitgestellt. Der Workshop fand unter der Leitung von ICPA (Karim El-Helaifi und Nadia Wernli mit technischer Unterstützung von Sarah Lyall) statt und wurde von der Verhaltens- und Kommunikationstrainerin Fatma Erol-Kılıç begleitet.